Alpha OmegaLeitlinien

Die LuthergemeindeZwickau bekennt sich zur Bibel als heiliger Schrift und den Bekenntnisschriften der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens - damit sind wir Teil einer großen Familie in der Christenheit.

In einer Familie hat jedes Familienmitglied seinen eigenen Vornamen, seine ganz persönlichen Stärken und Schwächen, seine Eigenheiten, seine Aufgaben und Visionen. So ist das auch in der Gemeinde von Jesus.

Als LuthergemeindeZwickau haben wir 2011 nach dem Projektstart als Arbeitsgrundlage für die Aktivitäten unserer ­Gemeinde Leitlinien erarbeitet, an denen entlang wir uns als Gemeinde entwickelt haben und hoffentlich weiter ­entwickeln werden.

Die Persönlichkeit unserer Gemeinde soll Folgendes prägen...

 

Persönliche Beziehung zu Gott

>> Joh 17, 3 | Joh 15, 14 | Apg 17, 28

Gott ist Person, Gott bietet jedem Menschen eine ganz persönliche Beziehung an.
Im Gebet leben wir diese Beziehung mit Gott – jeder für sich persönlich und in Gemeinschaft.
Glauben lebendig leben, hat Auswirkungen im Alltag.

Von Liebe motiviertes Miteinander

>> Matth 23, 8 | Joh 17, 21-23 | Eph 6,18 | Joh 13,34-35 | Apg 2, 42- 46 | Röm 14,1 | 2. Kor 13, 11

Wir nehmen Anteil am Leben der Anderen, stärken und unterstützen einander. Dies geschieht in Kleingruppen, Mitarbeiterteams und Gottesdiensten, aber genauso im täglichen Miteinander.

Bereits auf den ersten Seiten der Bibel wird das Verhältnis zwischen Gott und seinen Menschen deutlich – es ist kein Verhältnis, das geprägt ist von Imperativen, von Befehlen im Sinne von „Du musst aber, damit…“. Selbst als das erste Menschenpaar das Paradies verlassen muss, beschreibt die Bibel liebevoll wie Gott ihnen „Kleider aus Fellen“ machte (1.Mose 2, 21). Selbst als die Menschen die Gemeinschaft mit Gott aufgaben und aus Eden fliehen mussten, ist Gott der, der sich um und für sie sorgt.

So ist Gott bis heute – in der Person von Jesus wird das deutlich: Er nennt selbst seinen Verräter Judas „Freund“. Du und ich, wir dürfen Freunde Gottes sein, obwohl wir sind wie wir sind! Das ist eine grandiose Botschaft für jeden von uns und für uns als Gemeinde. Weil Gott so ist, MÜSSEN wir versuchen, wenigstens im Ansatz auch so zu sein. Ja – ein Imperativ: wir MÜSSEN! Wenn wir das als Christen NICHT leben würden, wären wir keine echten Nachfolger von Jesus.

Praktisch heißt das: Als Gemeinde sind wir keine Sonntagswohlfühlgesellschaft! – Gemeinde findet eben nicht nur im Gottesdienst, sondern vor allem unter der Woche statt. Deshalb treffen wir uns in Hauskreisen und Kleingruppen, um uns zu unterstützen, um Miteinander und füreinander zu beten und wenn ein Mitglied unserer Gemeinde Geburtstag hat – dann ist das ein Fest für alle! Ja, wir feiern gern! Das hat Jesus schließlich auch gemacht!

Und wenn wir Freunde von Jesus sind, dann sind wir auch Freunde untereinander. Natürlich sind wir nicht perfekt – aber als Freunde von Jesus WOLLEN wir einander Freunde sein!

Wachstum und Entwicklung

>> 1. Tim 2, 4 | Eph 4, 15

| Wir folgen dem Missionsauftrag von Jesus.
| Unsere Gemeinde soll größer werden! Wir wollen wachsen – nach innen und außen!
| Die Individualität eines jeden Einzelnen wird respektiert.
| Wir vertrauen darauf, dass wir persönlich sowie ­aneinander und miteinander wachsen.
| Wir bieten Seelsorge, Möglichkeiten der Weiterentwicklung und die Übernahme von Verantwortung in ­Gemeindeteams an.

Wachstum ist DAS Thema von Jesus. Er vergleicht seine Gemeinde, die Königsherrschaft Gottes an vielen Stellen mit einem bestellten Acker oder Weinberg. Damit ist Jesus klar auf dem Boden des Alten Testamentes. Gott als der große „Bauer“, der Dinge zum Wachsen bringen will – bereits in der Schöpfungs­geschichte wird deutlich, wie sehr Gott auf Wachstum steht!

In unserer Kirche nahmen wir einen entgegengesetzten Trend war. Schrumpfung wurde und wird schön geredet und man freut sich, wenn „zwei oder drei“ sich versammeln. Genau das wollen wir nicht! Auch wenn Jesus in einer noch so kleinen Gruppe anwesend ist – er liebte die große Bühne! Vor Tausenden predigte er und tat Wunder und trotzdem ging es ihm um jeden Einzelnen in der großen Masse. Damit JEDER satt wurde, speiste er 5.000 Menschen mit fünf Broten und zwei Fischen. Sicher, viel mehr haben wir als Luthergemeinde auch nicht anzubieten – aber wenn fünf Brote und zwei Fische für 5.000 Menschen reichten, dann reichen unsere Gaben und Talente PLUS der Macht von Jesus aus, dass Gemeinde auch heute noch wachsen kann!

Doch wir schauen nicht auf Zahlen, sondern auf den Einzelnen. Und wenn wir das tun, dann staunen wir, welche verschiedenen Menschen sich in unserer Gemeinde treffen. Ich behaupte mal, dass es wohl kaum ein „Meeting“ in unserer Stadt gibt, in dem sich über 120 so verschiedene Menschen begegnen, wie in unserem Gottesdienst.

Jedem Einzelnen dabei gerecht zu werden, ist Ansporn und Aufgabe für uns auch dann, wenn wir – wie es sich für Gemeinde von Jesus gehört – weiter wachsen.

Gemeindeübergreifendes Denken

>> Joh 17, 21

| Workshops und Seminare insbesondere zu Fragen des Gemeindeaufbaus sind auch für Mitarbeiter anderer Gemeinden offen.
| Das gibt Einzelnen oder Gruppen aus anderen Gemeinden die Möglichkeit projektbezogen Erfahrungen zu sammeln, sich auszuprobieren und den Ertrag in die Heimatgemeinde mitzunehmen.
| Wir suchen in unserer Stadt und der Region bewusst die Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden, Einrichtungen und Werken.

Nein, wir sind nicht allein auf dieser Welt – Jesus liebt die Vielfalt! Das spiegelt sich im bunten Bild seiner Kirche wider, denn der Leib Christi ist keine graue Masse. So gibt es viele verschiedenen Kirchen und Gemeinschaften auch in unserer Stadt und wer genau hinschaut, findet sicher die Gemeinde, in der er gebraucht wird und die zu ihm passt.

Kirchen, Freikirchen, freie Gemeinden – an vielen Orten treffen sich Menschen, um gemeinsam zu singen, zu beten und auf Gottes Wort zu hören. Einigen Christen fällt es schwer, dies zu akzeptieren. Lange litt auch ich darunter, dass die Kirche von Jesus so „zersplittert“ ist. Dann sah ich ein Satelliten­bild des Nils von seinen Quellen bis hin zum Delta. Auf tausenden Kilometern fließt dieser Fluss eintönig dahin und links und rechts seines Ufers wächst ein kleines grünes und damit fruchtbares Band. Doch dann, in seinem Delta im Norden, ergießt sich der Fluss in viele Nebenarme und bewässert ganz Nordägypten – das Land ist fruchtbar und grünt und blüht. Mir hilft das, Jesus zu verstehen, dass er verschiedenste Gemeinden auch in ihrer Unterschiedlichkeit nicht nur stehen lässt, sondern segnet.

Wir sind davon überzeugt: Menschen brauchen heute verschiedene Gemeinden, die wissen, dass sie einem Herrn dienen und gerade in ihrer Vielfalt Frucht bringen. Wir sind einer der Neben­arme – Gott sei Dank!

Wichtig ist nur, dass wir es akzeptieren und uns daran freuen, dass in anderen Nebenarmen eben auch das Wasser des Lebens fließt. Deshalb suchen wir mit ihnen die Zusammenarbeit.

Aktive Mitarbeit

>> Röm 12,3-8 | 1. Kor 12,1-11 | 1. Petr 4,10 | Gal 2,20 | Hebr 12,1 | Röm 12,1-2 | Eph 4,15

Ziel:
| Jedes Mitglied der Gemeinde arbeitet in einem Arbeitsbereich (Team) mit und übernimmt Verantwortung.
| Jeder ist dazu von Jesus selbst berufen.
| Grundlage der Mitarbeit ­bilden individuelle Fähig­keiten und Begabungen.
| Mitarbeiter werden gefördert und gefordert.

Das Neue Testament kennt die „heute übliche Form“ von Gemeinde, wie wir sie oft erleben, nicht. Es gab keine „Pfarrer“ und andere hauptamtliche Mitarbeiter. Die gesamte „Gemeinde­arbeit“ geschah ehrenamtlich. In vielen Bibelstellen wird das deutlich.

Wir sind der sächsischen Landeskirche sehr dankbar, dass sie uns eine Pfarrstelle finanziert und dass auch die Kinder- und Jugendarbeit, zumindest zu einem Teil, in unserer Gemeinde durch hauptamtliche Mitarbeiter geleistet werden kann.

Dennoch bleibt natürlich sehr viel an Arbeit „übrig“ – und darin liegt eine große Chance. Gemeinde ist aus der Sicht der Bibel ein lebendiger Organismus und keine Institution, die von bezahlten Mitarbeitern am Leben gehalten werden muss.

Jesus ruft jeden in die Nachfolge und wer das für sich annimmt, WILLL doch einfach dabei sein, wenn die beste Botschaft der Welt in der ganzen Vielfalt, Großartigkeit und Kreativität unseres Gottes verbreitet wird! Dabei gilt der Grundsatz: Jesus beruft nicht allein die „Begabten“, sondern er begabt die „Berufenen“. Manch einer weiß gar nicht, welche Gaben in ihm schlummern – aber Jesus weiß es und wir haben in den letzten Jahren schon so manche Überraschung über „ungeahnte Begabungen“ erleben dürfen!

Deshalb ermutigen wir jeden, der sich bei uns zu Hause fühlt, sich einzubringen am Bau von Gottes Reich in der Bahnhofsvorstadt.

Was jemand dabei tut und wie viel er Zeit in die Gemeinde investieren möchte, entscheidet er selbst. Aber wenn man sich einbringt, erwarten wir eine verbindliche Zusage, an die man sich auch hält. Keine Angst, keiner muss sich für die nächsten zwanzig Jahre verpflichten – klar kann man auch irgendwann einmal NEIN sagen – aber wenn man JA sagt, sollte das ein Ja für einen klaren Zeitraum sein. Wir sind sehr dankbar für viele JA’s!

Was würden Sie denn gern mal in der Gemeinde ausprobieren? Es ist garantiert etwas für Sie dabei und zwölf Mitarbeiterteams ­freuen sich über Verstärkung durch IHRE Mitarbeit!

Diakonische Verantwortung

>> 2.Kor. 9, 6+7

Wir wenden uns Menschen in sozialer Isolation zu und bieten konkrete Hilfe an. Wir helfen Menschen in existenzieller Not in der Gemeinde und darüber hinaus. Wir unterstützen ein konkretes internationales Hilfsprojekt – dabei ist uns der persönliche Bezug wichtig. Klar – das sagt sich leicht: wir helfen allen, wir sind für alle da und wir…

Aber was bedeutet das praktisch für eine Gemeinde?

Sehr früh haben wir uns entschieden, EIN Auslandsprojekt zu fördern. Wir haben uns mehrere Projekt, die Gemeindeglieder ins Gespräch brachten, angeschaut und jeweils ein halbes Jahr lang unterstützt. Am Ende entschied sich die Kirchgemeindevertretung für die Unterstützung von People International, einer Missionsgesellschaft, die in Zentralasien unter Muslimen arbeitet. (www.people-international.de)
Der Fokus der Luthergemeinde liegt dabei auf Astana in Kasachstan, wo wir eine wachsende christliche Gemeinde finanziell unterstützen.

Vor Ort richtet sich unser Fokus auf drei Ziele diakonischen, also helfenden Handelns.

Da sind zunächst die „Bahnhofsvorstädter“ – ihnen möchten wir in der Gemeinde Heimat bieten und so mancher merkt, dass ihm da auch praktisch und finanziell geholfen wird. Sei es der Anschluss einer Waschmaschine, das Fahren eines Umzuges, Hilfe beim Renovieren – kleine Hilfen vor Ort reden oft mehr als zehn Predigten von der Liebe, die Gott uns zuwendet.

Der zweite Schwerpunkt in unserer Gemeinde ist die Arbeit mit Migranten – in unserem Falle aus dem Sprachgebiet, in dem „Farsi“ verstanden wird: Iran, Afghanistan, Aserbaidschan. Natürlich freuen wir uns, mit den Geschwistern Bibel zu lesen – aber Schreiben für diverse Ämter, Hilfe bei der Wohnungssuche, das „Auftreiben“ von Fahrrädern, Möbeln, Waschmaschinen etc. gehören genauso dazu. Viele Geschwister aus der Gemeinde „rackern“ da ganz schön, fahren Umzüge, organisieren und, und, und… Das fasziniert mich! Und ein weiterer Aspekt missionarischen Handelns ist für uns Deutsche dabei ein Lernfeld: Wir erleben unter den ausländischen Geschwistern eine große Solidarität und Hilfsbereitschaft füreinander, die hoffentlich auf uns Deutsche immer mehr abfärbt!

Das dritte Ziel helfenden Handelns geschieht in der Stille, da hängt man nichts an die große Glocke: Seelsorge und Gebet für Menschen in Not werden gesucht und gelebt.

Authentisch sein

>> Joh 16,13 | Röm 8, 14-16 | Apg 2,42.46a | Eph 5,19-20 | Kol 3,16-17

Wir arbeiten lebensnah, praxis- und umsetzungsorientiert. Wir wollen offen für Korrekturen und Wegweisung durch Gott und untereinander sein.

Kennen Sie jemanden, der es liebt, ermahnt zu werden?
Ich nicht! Und wenn ich dieses Wort „ermahnen“ höre, erinnere ich mich sofort an meine Geographielehrerin, damals ein „Fräulein“ Anfang sechzig, deren Ermahnung mir gegenüber darin bestand, zu rufen: „Buschbeck, sitz g’rad!“. Unabhängig von ihrer Sorge um meine Körperhaltung fand ich Fräulein Sch… doch faszinierend. Bei ihr wusste man immer, woran man ist.

Die Bibel macht nicht nur deutlich, dass dies von Jesus brillant vorgelebt wurde, sondern auch, dass „Authentizität“ zur DNA seiner Gemeinde gehört.

Gott selbst korrigiert uns durch sein Wort, er macht Vorgaben, er führt uns nicht in die Beliebigkeit, sondern zeigt uns durch den Heiligen Geist klar und deutlich den Weg in seine neue Welt – einen Weg, auf dem wir die Aufgabe haben, alle, denen wir dabei begegnen, zum Mitgehen einzuladen.

Als „Weggefährten“ in der Gemeinde ist es unsere Aufgabe, uns selber immer wieder zu hinterfragen, den Kompass herauszuholen, uns „einzuordnen“.

Das hat natürlich zwei Seiten – zum einen ist es schön, wenn jemand mitdenkt, einem hilft, den besseren Weg zu wählen – zum anderen kann es einem ganz schön auf den Wecker fallen, wenn man offen und ehrlich auch mal kritische Töne um die Ohren gepfiffen bekommt.

Wir haben uns in der Luthergemeinde trotzdem dafür entschieden, authentisch miteinander zu leben.

Das ist nicht spannungsfrei, da prallen Meinungen aufeinander – aber „authentisch sein“ ist ja auch gekoppelt an die anderen Leitlinien!

Wenn ich weiß, dass jemand, der mich kritisiert, dies tut, weil er mich lieb hat, weil er die Gemeinde mit mir voranbringen will, dann höre ich bewusst zu.

Mich persönlich macht es froh und dankbar, dass man auch als „Herr Pfarrer“ weder von der kritischen Ehrlichkeit noch von der ehrlichen Liebe der Gemeindeglieder „verschont“ bleibt.

Das bringt das Reich Gottes voran – Gott sei Dank!