„wende.zeiten – zeiten.wende“
[6. November 2019] Wir haben in unser Cafè eingeladen, um uns an die friedliche Revolution und der so erwirkten Wende zu erinnern. Während meines Studiums kam mir der Satz „Unser Weg geht immer nur zurück nach vorn“ immer wieder entgegen und so habe ich es verinnerlicht, wie wichtig es ist, dass wir uns mit unserer Geschichte auseinandersetzen, um in die Zukunft schauen zu können. Mit unserer eigenen Vergangenheit, mit der Geschichte unserer Familie aber auch mit den vergangenen Ereignissen unseres Landes, weil am Ende doch alles wieder zusammenfließt und kaum voneinander abtrennbar ist.Kathrin Körnich führte uns durch den Nachmittag und lud die Gäste ein, sich mit Hilfe der Fragen, „Wo waren Sie denn?“ und „Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?“ wieder auf die Zeit um 1989 einzulassen. Sie beschrieb diese Zeit, die sie selbst als junge Schülerin erlebte, als eine Phase der Unsicherheit. Lehrer, die normalerweise die Vorbildfunktion übernahmen, waren selbst total verunsichert und konnten keine Stabilität mehr geben.
Gerade da übernahm die Kirche eine wichtige Rolle und die Kirchengebete wurden von immer mehr Menschen aus der Bevölkerung angenommen. Unser erster Gast, Pfarrer Appel, berichtete über seine Erfahrungen in dieser Umbruchphase, in der sich immer mehr Menschen Gedanken über Umweltfragen, Menschenrechte, usw. machten. Zum 40. Jahrestag der DDR bewegte sich 15000 Menschen auf die Straßen der DDR, um friedlich zu demonstrieren. Nach vielen Demonstrationen und Friedensgebeten war es so weit, die Revolution trug Früchte – (fast) allein mit Kerzen und Gebeten, bewegend für alle, die dabei waren.
Auch Herr Brunner nahm uns mit hinein in seine Sicht auf die Wendezeit. Er erzählte von brechend vollen Kirchen, u. a. einer vollen Lutherkirche Zwickau. Angst hing in der Luft – keiner wusste, was passieren würde. Aber die Wende kam und als erstes und beeindruckendstes Erlebnis im „Westen“ beschrieb er das Fußballspiel in Dortmund.
Unser dritter Referent war Herr Meyer, der den Sommer 1989 in Ungarn mit einer Gruppe von Jugendlichen verbrachte, um eine Begegnungsrüstzeit zu veranstalten. Vieles lief durcheinander, nichts war mehr absehbar, eine Situation, die man sich heute kaum noch vorstellen kann. Er bereicherte den Nachmittag außerdem mit alten Zeitungen und zeigte uns, wie unterschiedlich die Berichterstattungen damals erfolgten.
Zwar ist dies alles „Geschichte“, wie man so schön sagt, allerdings beeinflusst sie unser Zusammenleben und unsere Gesellschaft bis heute. Deswegen sind wir besonders dankbar für die Referenten, die uns von dieser Zeit aus ihrem Blickwinkel berichtet haben und uns aufgezeigt haben, wie dankbar wir für eine solche friedvolle Revolution und Wende sein können sowie für die gewonnene Freiheit, die heute jedem selbstverständlich scheint. (Lydia Howitz)
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Fotos: (c) Christoph Brunner. 2019